!c99Shell v. 1.0 pre-release build #16!

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3.7. Pfade

3.7. Pfade

Abbildung 2.23. Beispielhafte Darstellungen von Pfaden in Gimp

Beispielhafte Darstellungen von Pfaden in Gimp

Vier beispielhafte Darstellungen von Pfaden in Gimp: geschlossen und polygonal, offen und polygonal, geschlossen und kurvig, Mix aus geraden und kurvigen Segmenten.

Ein Pfad ist eine eindimensionale Kurve. Pfade werden vor allem für zwei Anwendungsfälle benutzt:

  • Ein geschlossener Pfad[5] kann in eine Auswahl konvertiert werden.

  • Ein offener oder geschlossener Pfad kann benutzt werden, um ihn nach zu zeichnen. Er bildet dabei ein unterstützendes Element zum Malen von kurvigen Linien.

Pfade können mit dem Pfadwerkzeug erstellt und bearbeitet werden. Sofern Sie ihr Bild im XCF Format speichern, bleiben auch die Pfade erhalten. Eine Liste der in einem Bild existierenden Pfade wird im Pfaddialog angezeigt. Wenn Sie Pfade in Gimp von ein Bild in ein Anderes übertragen möchten, stehen dafür die Kommandos Kopieren und Einfügen im Kontextmenü des Pfaddialoges zur Verfügung.

Abbildung 2.24. Ein Pfad in Bearbeitung

Ein Pfad in Bearbeitung

Ein Pfad mit zwei Komponenten. Die schwarzen Rechtecke sind Ankerpunkte, der offene Kreis ist ein aktivierter Ankerpunkt. Beide offene Quadrate am aktivierten Ankerpunkt werden Griffpunkte genannt.

Pfade in GIMP sind mathematisch betrachtet sogenannte „Bézierkurven“. Praktisch bedeutet dies, dass die Form der Pfade durch Ankerpunkte und die Ausrichtung von Griffpunkten bestimmt wird. Ankerpunkte sind Punkte die sich auf dem Pfad befinden und an denen die Form der Kurve beeinflusst werden kann. Griffpunkte sind den Ankerpunkten zugeordnet und werden verwendet, um festzulegen wie sich die Kurve verhält, wenn sie aus dem Ankerpunkt „herauskommt“. Zu jedem Ankerpunkt der sich nicht am Ende der Kurve befindet, gehören daher genau zwei Griffpunkte.

Pfade können sehr komplexe Objekte sein. Sie können, unter Verwendung des Pfadwerkzeuges, von Hand erstellt werden. Falls Sie jedoch nicht zu den ausgesprochen besessenen Zeitgenossen gehören, werden Sie vermutlich eine andere Möglichkeit bevorzugen: Pfade können von GIMP automatisch aus Auswahlen erzeugt werden. Eine dritte Möglichkeit zur Erzeugung von Pfaden besteht in der Umwandlung von Text in einen Pfad. Das Ergebnis einer solchen automatischen Erzeugung kann leicht duzende von Ankerpunkten umfassen.

Ein Pfad kann aus einer oder mehreren Komponenten bestehen. Als Komponente wird ein Teil eines Pfades bezeichnet, dessen Ankerpunkte alle miteinander verbunden sind.

Jede Komponente eines Pfades kann für sich offen oder geschlossen sein. Bei geschlossenen Komponenten sind die beiden Ankerpunkte, die Endpunkte der Komponente sind, identisch. Bei offenen Komponenten hingegen sind die beiden Endpunkte verschiedene Punkte. Wenn Sie einen Pfad in eine Auswahl umwandeln, werden alle offenen Komponenten des Pfades automatisch in geschlossene umgewandelt. Dies erfolgt durch Einfügen eines geraden Segmentes zwischen den beiden Endpunkten der entsprechenden Komponente.

Als Segment wird der Abschnitt eines Pfades bezeichnet, welcher zwei Ankerpunkte miteinander verbindet. Pfadsegmente können entweder gerade oder kurvig sein. Ein Pfad, der ausschließlich aus geraden Segmenten besteht, wird als „polygonal“ bezeichnet. Wenn Sie ein neues Segment mit dem Pfadwerkzeug anlegen, ist dieses zunächst gerade. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Griffpunkte, welche die Form des Segmentes bestimmen, sich nach dem Anlegen eines Segmentes direkt über den Ankerpunkten befinden. Sie können ein gerades Segment in ein kurviges umformen, inde Sie die Griffpunkte aus dem Ankerpunkt herausziehen.

Eine weitere Eigenschaft von Pfaden ist, dass sie sehr schonend mit den Ressourcen des Computers umgehen. Um einen Pfad zu repräsentieren „merkt“ sich GIMP jeweils im Wesentlichen die Position der verschiedenen Anker- und Griffpunkte. Daher reicht 1KByte Hauptspeicher aus einen recht komplexen Pfad mit duzenden Ankerpunkten aufzunehmen. In der gleichen Menge Speicher ließe sich dagegen nichteinmal ein 20x20 Pixel großer Bildausschnitt ablegen. Sie können daher nach herzens Lust Pfade anlegen und mit diesen arbeiten, ohne sich über den Ressourcenverbrauch Sorgen machen zu müssen. Sogar ein Pfad mit tausenden von Segmenten verbraucht sehr viel weniger Speicher als ein typischer Kanal oder gar eine Ebene.

3.7.1. Pfade und Auswahlen

Sie können mit Gimp eine Auswahlen und Pfade ineinander umwandeln. Wenn Sie einen Pfad aus einer Auswahl erstellen, wird der Pfad eine ähnliche Form wie die Auswahl annehmen. Beachten Sie hierbei jedoch, dass der Pfad nicht exakt die Form der Auswahl haben muss. Weitere Informationen über Auswahlen finden Sin in Abschnitt 3.4, „ Die Auswahl.

Wird eine Auswahl in einen Pfad umgewandelt, so entspricht die Form des Pfades sehr genau der durch die laufenden Ameisen angezeigten Kante. Jedoch handelt es sich bei Auswahlkanten nicht um Linien, sondern um Ränder einer bestimmten Breite, also Flächen. Pfade dagegen haben keine Breite. Daher wird die Information über eine weiche Auswahlkante verworfen, sobald aus der Auswahl ein Pfad erstellt wird. Wird später aus diesem Pfad wieder eine Auswahl erstellt, so wird diese eine harte Auswahlkante ohne weichen (ausgeblendeten) Rand haben.

3.7.2. Pfade und Text

Abbildung 2.25. Text, konvertiert in einen Pfad

Text, konvertiert in einen Pfad

In diesem Beispiel wurde Text in einen Pfad konvertiert und perspektivisch transformiert.

Text, konvertiert in einen Pfad

Der Pfad wurde mittels einem weichem Pinsel nachgezeichnet. Darauf wurde ein Gradient abgebildet und mit dem „Gelben Kontrast“ Filter verändert.

Ein Text kann mittels Textwerkzeug in ein Pfad konvertiert werden. Benutzen Sie dafür die Pfad aus Text erzeugen Schaltfläche nach Erstellen des Textes. Dies eröffnet Ihnen unter anderem folgende Möglichkeiten:

  • Nachziehen des Pfades, wodurch sich Ihnen unzählige Möglichkeiten eröffnen Text mit überraschenden Effekten zu versehen.

  • Wichtiger noch ist der die Möglichkeit, Text zu transformieren. Text in einen Pfad zu konvertieren, diesen zu transformieren und dann letztendlich nachzuziehen oder in eine Auswahl umzuwandeln und zu füllen führt zu sehr hochwertigen Ergebnissen. Die Ergebnisse sind in aller Regel besser, als den Text auf eine Ebene aufzubringen und die Ebene auf Pixelebene zu transformieren.

3.7.3. Pfade und SVG Dateien

Das Kürzel SVG steht für „Scalable Vector Graphics“ und ist ein Dateiformat zur Speicherung skalierbarer Vektorgrafiken. Ein Dateiformat übrigens, welches zunehmend an Bedeutung gewinnt. Grafiken werden dabei nicht als Raster von Pixeln, sondern als Anordnung mathematisch beschriebener Formen gespeichert. GIMP selbst ist ein Programm zur Bearbeitung von Rastergrafiken, aber die Pfade sind ebensolche mathematisch beschriebenen Formen.

Glücklicher Weise werden Pfade in SVG Dateien fast genauso dargestellt wie in GIMP. Genau genommen ist dies kein Zufall, denn wie GIMP mit Pfaden umgeht wurde für die GIMP Version 2.0 neu entschieden und dabei hatten die Entwickler auch einen scharfen Blick auf SVG. Diese Kompatibilität ermöglicht es Ihnen Pfade als SVG Dateien zu speichern. Dabei können alle Informationen die GIMP über die Pfade hat in der Datei gespeichert werden. Es geht also nichts verloren. Eine Beschreibung dieser Funktionalität finden Sie im Abschnitt 2.3, „ Der Dialog „Pfade.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass Sie mit GIMP Pfade aus SVG Dateien erstellen können, welche Sie in anderen, auf die Bearbeitung von skalierbaren Grafiken spezialisierten, Programmen [6] erzeugt haben. Wie Sie SVG Grafik in GIMP als Pfad laden erfahren Sie ebenfalls im Abschnitt 2.3, „ Der Dialog „Pfade.

Im SVG Format können ausser Pfaden auch jede Menge anderer Formen wie Quadrate, Rechtecke, Kreise, Ellipsen, Polygone und viele andere mehr gespeichert werden. Seit der GIMP Version 2.2 können Sie auch diese Formen in GIMP als Pfade laden. Frühere Versionen von GIMP ignorieren diese SVG Elemente.

[Anmerkung] Anmerkung

GIMP kann SVG Dateien nicht nur als Pfade importieren, sondern diese Dateien auch ganz normal als Rastergrafik öffnen. Wie Sie dies erreichen, erfahren Sie im Abschnitt 5.3, „ Öffnen.



[5] Zur Vollständigkeit: Auch können Auswahlen aus offenen Pfaden in Gimp erstellt werden. Der Pfad wird automatisch geschlossen um die Auswahl zu erstellen.

[6] Ein bekanntes Beispiel für ein freies Vektorgrafikprogramm ist Inkscape.


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