Die Version 2.0.0 wurde am 24. März 2004 freigegeben.
Um das Ausmaß der Neuerungen in der Version 2.0 deutlich zu machen
zunächst ein wenig Statistik: Der Programmcode von GIMP besteht
aus etwa 230.000 Zeilen C Code und fast jede dieser Zeilen wurde
bei der Arbeit an der neuen Version geändert! Aus der Sicht des
Anwenders ist GIMP2 jedoch grundsätzlich sehr ähnlich zur Version
1. Auch die Funktionen sind ähnlich genug, um den Anwender nicht
völlig zu verwirren. Als Teil der Restrukturierungsarbeiten
wurde der Sourcecode gründlich aufgeräumt, eine Investition, die
auch wenn sie für den Anwender nicht direkt sichtbar ist, die
Wartung und Erweiterung von GIMP zukünftig deutlich erleichtern
wird.
Die Liste der neuen Funktionen und Möglichkeiten ist sehr lang,
um Sie nicht unnötig zu langweilen ist sie auf die wesentlichen
Neuerungen beschränkt.
Grundlegende Werkzeuge
Die Basiswerkzeuge in GIMP 2 unterscheiden sich nicht
wesentlich von ihren Vorgängern in GIMP 1. Das Werkzeug
„Nach Farbe auswählen“
hat jetzt seinen Weg in das Werkzeugfenster gefunden, war
jedoch auch in GIMP 1 schon über das Menü erreichbar. Das
Transformationswerkzeug wurde in die spezialisierten
Werkzeuge „Drehen“, „Skalieren“,
„Scheren“ und „Perspektive“
aufgeteilt. Außerdem wurden die Werkzeuge
„Text“ und „Pfad“ grundlegend
überarbeitet. Die Farboperationen sind jetzt mit Ebenen
assoziiert und über das Menü
Ebene → Farben
erreichbar. Dies zählt jedoch fast schon in die Kategorie
Fehlerbehebung, denn zuvor waren diese Funktionen dem
Menü Farben zugeordnet, was jedoch
unlogisch ist, da sie auf Ebenen wirken.
Die Benutzeroberfläche für die Werkzeuge wurde merklich
überarbeitet. Der Dialog
„Werkzeugeinstellungen“ ändert jetzt seine
Größe nicht mehr, wenn das Werkzeug gewechselt wird, da
dies von vielen Anwendern als störend empfunden wurde.
In der Standardeinstellung wird der Dialog jetzt unterhalb
des Werkzeugfensters ständig eingeblendet, um schnell
zugreifbar zu sein.
Werkzeugeinstellungen
Die Werkzeugeinstellungen habe jetzt für viele Werkzeuge
neue Eigenschaften, welche in GIMP 1 nicht verfügbar waren.
Ohne diese hier einzeln aufzulisten - sie sind ein
bemerkenswerter Fortschritt.
Alle Auswahlwerkzeuge verfügen mit der neuen Version über
eine Schaltfläche unter deren Verwendung Sie zwischen den
Modi Ersetzen, Hinzufügen, Subtrahieren und Schnittmenge
wechseln können. In GIMP 1 konnte dies nur durch das
zusätzliche Drücken verschiedener Tasten erreicht werden.
Für die Transformationswerkzeuge können Sie nun mit einer
Schaltfläche in den Werkzeugeigenschaften einstellen, ob
das Werkzeug auf die Ebene, die Auswahl oder einen Pfad
angewendet werden soll. Auch dies stellt einen großen
Fortschritt im Vergleich zu GIMP 1 dar.
Die Eigenschaften „Ausblenden“ und „Mit
Verlauf füllen“ stehen nun in allen Malwerkzeugen
zur Verfügung. Genau betrachtet hat nun jedes Malwerkzeug
seine eigenen Einstellungen für Pinselform, Verlauf und
Muster.
Benutzeroberfläche
In diesem Bereich haben wohl die am deutlichsten sichtbaren
Veränderungen stattgefunden. Damit trägt die Entwicklung den
Problemen Rechnung, die viele Anwender mit GIMP 1 hatten.
GIMP 2 verwendet das GTK2+ Toolkit, an Stelle von GTK+.
Daraus ergibt sich für GIMP 2 die Möglichkeit Dialoge in
Fenstern zusammenzufassen (zu docken) und so eine der
größten Schwächen von GIMP 1, nämlich die zur
Unübersichtlichkeit neigende große Anzahl von lose
herumliegenden Dialogen, zu beseitigen. Mit GIMP 2 können
Sie die verschiedenen Paletten und Dialog von GIMP so
anordnen, wie sie diese für Ihre Arbeitsweise benötigen.
Das neue Bildfenster verfüg ebenfalls über einige
interessante, neue Funktionen. So ist es jetzt möglich den
Umriss der Pinselspitze bei der Arbeit mit den Malwerkzeugen
anzuzeigen. Ausserdem lässt sich dem Bildfenster eine
Menüleiste hinzufügen und Sie können im Vollbildmodus
arbeiten, um die Größe Ihrer Arbeitsfläche zu maximieren.
Mit GIMP werden nicht nur mehrere Sets an Einstellungen für
die Tastenkürzel geliefert. Sollten Sie beispielsweise mit
den Tastenkürzeln von Photoshop vertraut sein und lieber
diese, statt der GIMP eigenen verwenden wollen, so bennenen
Sie einfach die Datei ps-menurc in
menurc um, und starten GIMP erneut.
Erstellung von Skripten
Die Standardschnittstelle zur Erstellung von Skripten in
GIMP 2 ist „Python-fu“. Dies bedeutet, dass
Python Skripte auf GIMP Funktionen zugreifen könne, oder
umgekehrt, GIMP Erweiterungen komplett in der
Programmiersprache Python geschrieben werden könnne. Damit
wird das in GIMP 1 eingesetzte, LISP basierte Skript-Fu
um eine leicht zu lernende Schnittstelle ergänzt.
GIMP-Perl ist nicht länger Bestandteil der
Standardauslieferung von GIMP, kann aber nach wie vor als
separates Installationspaket eingebunden werden.
GIMP-Perl ist jedoch, im Gegensatz zu Python, nur auf
Unix basierten Systemen verfügbar.
Das Werkzeug „Text“
Die wohl größte Einschränkung des alten Textwerkezeuges in
GIMP 1 war, dass einmal gezeichneter Text nicht mehr
verändert werden konnte. Wenn irgendeine Einstellung oder
auch nur ein einzelner Buchstabe geändert werden sollte, so
mußte bisher die gesamte den Text beinhaltende Ebene
gelöscht, und komplett neu angelegt werden. Diese
Einschränkungen wurden mit GIMP 2 beseitigt.
Das Pfadwerkzeug
Das neue Pfadwerkzeug hat eine komplett neue
Benutzeroberfläche. Der erste große Unterschied, den Sie
bei der Arbeit mit Pfaden bemerken werden ist, dass Pfade
nicht mehr geschlossen sein müssen. Die zweite Neuerung
ist, dass das Werkzeug jetzt über drei Modi (Design,
Bearbeiten, Verschieben) verfügt.
Zwei weitere neue Funktionen, die mit Pfaden in Zusammenhang
stehen sind das Laden von SVG Dateien als Pfad und die Art
wie Sie Pfade zeichnen können.
Weitere Neuerungen
Außerdem wurden Verbesserungenn in folgenden Bereichen
vorgenommen:
Die Qualität des Anti-Aliasing wurde an verschiedenen
Stellen (zum Beispiel im Textwerkzeug) verbessert.
Symbole und Menüs können über Themen geändert werden.
Ein Bild kann als Vorlage gespeichert und für die
Anlage neuer Bilder verwendet werden.
Es wurden vier neue Modi zur Verknüpfung von Ebenen
hinzugefügt: Hartes Licht, Weiches Licht, Faser
extrahieren sowie Faser mischen.
Wenn es im Bild eine Auswahl gibt, so können Sie mit
einem neuen Kommando das Bild auf die Auswahl
beschneiden.
Neben der Möglichkeit der Hilfslinien können Sie jetzt
auch ein Gitter über das Bild legen, um präziser zu
arbeiten.
Die Benutzerfläche des Ebenendialoges wurde
überarbeitet. Damit werden einige Funktionen leichter
zugänglich. Ausserdem sind wichtige, ebenenbezogene
Funktionen jetzt über ein Menü im Bildfenster
zugänglich.
Mit Hilfe der neuen Ansichtsfilter können Sie ein Bild,
ohne es verändern zu müssen unter verschiedenen
Farbfiltern betrachten. Damit können beispielsweise
verschiedene Gammawerte simuliert werden.
Der Dialog zur Farbauswahl verfügt über einen neuen
CMYK Modus.
Bildaten die in EXIF Tags enthalten sind, bleiben beim
Lesen und Speichern von JPEG Bildern erhalten.
MNG Animationen werden unterstützt. Das MNG Dateiformat
kann als eine Art animiertes PNG betrachtet werden. Es
hat all die Vorteile von PNG ( gegenüber GIF), als da
wären hohe Farbtiefe, 256 Transparenzstufen und fast
das Wichtigste - es ist frei von Patenten.
Das GIMP Animationspaket kann jetzt "onion-skinning",
außerdem wurde eine "bluescreen" Funktion hinzugefügt.
Der Kanalmixer, zuvor als Erweiterung verfügbar, ist
jetzt im Memü
Filter → Farben
zu finden.